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Was ist zu tun?

In den letzten Tagen war ich in einen regen E-Mail-Verkehr zum Thema „Irrweg der Evangelischen Allianz“ eingebunden. Entzündet hatte sich dieser an der Einladung von Frau Kässmann zum diesjährigen „Christustag“. Auf Einzelheiten dazu will ich hier nicht eingehen. Vielmehr hat mich gefreut, daß am Ende dieses E-Mail-Verkehrs ein Bruder die Frage stellte: „Was ist zu tun?“ angesichts dieser vielfachen Irrwege in Kirchen und Freikirchen, Gemeinden und Gemeinschaften?

Die Antwort, die ich ihm geschrieben habe, füge ich hier an. Denn ich bin der Überzeugung: sie ist für alle bibeltreuen Christen von Bedeutung.

Lieber Bruder …,

Ihre Rückmeldung freut mich sehr. Denn Sie stellen die entscheidende Frage: „Was ist zu tun?“
An klaren Bestandsaufnahmen fehlt es seit Jahren weithin nicht, wohl aber an den Konsequenzen, die dem Ernst der Bestandsaufnahmen Rechnung tragen.
Ich habe dank der Wege, die mich der Herr geführt hat, einige Einblicke in die landes- und freikirchliche Situation gewonnen. Zunächst war ich 11 Jahre Pfarrer der württembergischen Landeskirche. In dieser Zeit war ich kirchenpolitisch sehr aktiv und habe z.B. in der Lebendigen Gemeinde als Verantwortlicher auf mehreren Ebenen mitgearbeitet. Nachdem ich aus der Landeskirche 1996 ausgetreten bin, war ich knapp 3 Jahre Pastor einer Freien evangelischen Gemeinde, danach knapp 9 Jahre Pfarrer der Bekennenden Evangelischen Gemeinde Neuwied und während dieser Zeit auch 2 Jahre lang Vorsitzender des Rats Bekennender Evangelischer Gemeinden. Wegen des ständigen unbrüderlichen Umgangs in diesem Gremium und Teilen dieser Gemeinden, haben wir von Neuwieder Seite aus dort dann allerdings unsere Mitgliedschaft ruhen lassen. Seit 7 Jahren bin ich nun Pastor der Evangelischen Freikirche Riedlingen, die zum Bund evangelisch-freikirchlicher Gemeinden gehört. Wir leiden unter den unbiblischen Entwicklungen dieses Bundes und tragen uns schon seit einiger Zeit mit dem Gedanken an einen Austritt. Von etwa 2003 bis 2012 habe ich in der Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“ mitgearbeitet, habe Beiträge für den Informationsbrief geschrieben und die Konferenzarbeit der Bekenntnisbewegung geleitet, bis durch Auseinandersetzungen mit Pfarrer Hansfrieder Hellenschmidt die Arbeit in der Bekenntnisbewegung ein jähes und schmerzliches Ende fand. Hauptgrund war, daß ich für Pfarrer Hellenschmidt, der von der historisch-kritischen Theologie beeinflußt ist, zu „fundamentalistisch“ und „kreationistisch“- schlicht zu bibeltreu – war.

Auf dem Hintergrund aller Erfahrungen, die ich in all diesen Diensten im Laufe von 30 Jahren gesammelt habe, kann ich die Frage „Was ist zu tun?“ klar und eindeutig so beantworten:
– Von neuen Zusammenschlüssen halte ich auf dem Hintergrund meiner Erfahrungen gar nichts. Meist sind sie mit viel Eitelkeiten und Machtkämpfen und Intrigen verbunden, die es alle im Leib Christi nicht geben sollte, die nichts destotrotz tagtägliche Wirklichkeit sind. Man sieht daran, wieviel eitler Schein leider auch in sogenannten „bibel- und bekenntnistreuen“ Kreisen zu finden ist. Meine schmerzlichen Erfahrungen auf diesem Gebiet sind unzählige.
Stattdessen der dringliche Rat, nur so helfen wir konstruktiv und reden nicht nur gegen Mißstände, die wir eh nicht ändern können:
– Verlaßt alle Gemeinden, ganz egal ob landeskirchlich oder freikirchlich oder landeskirchliche Gemeinschaftsgemeinden, die nicht klar am Wort Gottes ausgerichtet sind. Wo Gottes Wort nicht recht verkündigt und die Gemeinde nicht dem Wort Gottes gemäß geleitet wird, hat die Gemeinde Jesu nichts zu suchen. Das hat schon Martin Luther so in aller Deutlichkeit gesagt. Das wird heute nur so gut wie nirgends mehr erwähnt. Luther hat betont, daß Christen „um ihrer Seelen Seligkeit willen“ die Pflicht haben, sich von falscher Obrigkeit und Lehre zu trennen! (Siehe meine Ausführungen dazu in „Was ist Kirche?“ in Aktuelle Themen auf unserer Homepage die Nr. 9).
– Schließt Euch bibeltreuen Gemeinden an, die die Bibeltreue nicht nur im Kopf, sondern auch im Herzen haben. Wo die Bibeltreue nur im Kopf sitzt, also in einer rechten Lehre, nicht aber im Herzen, will sagen, in einem liebevollen und wahrhaftigen Umgang miteinander, da hat die Bibeltreue keinen Wert! Wir dürfen die Liebe nicht gegen die biblische Klarheit ausspielen und verkürzen und umgekehrt.
– Solche bibeltreuen Gemeinden gibt es immer seltener. Man wird Wege von 50 km und mehr zunehmend in Kauf nehmen müssen. Unsere Gottesdienstbesucher und Gemeindeglieder in Riedlingen kommen zum Teil aus mehr als 50 km Entfernung.
– Wem der Weg in die nächste wirklich bibeltreue Gemeinde zu weit ist, der sollte sich einer solchen Gemeinde trotzdem als Fernmitglied anschließen und ihre Arbeit durch seine Gebete und Spenden unterstützen. Wir bieten diese Möglichkeit auch in Riedlingen an. Bibeltreue Gemeinden, die auf neo-evangelikale und charismatische Faxen und Remmi-demmi verzichten, sind nicht nur immer seltener, sondern meist auch immer kleiner. Es gibt meines Erachtens genug bibeltreue Pfarrer und Pastoren. Aber es gibt immer weniger bibeltreue Gemeinden, die das Gehalt für einen Pastor aufbringen können. Auch ich bin derzeit formal arbeitslos, da unsere kleine Gemeinde nach der notwendigen Trennung von einigen Aufrührern personelle und finanzielle Verluste hinnehmen mußte. Sie bildet in diesem Jahr Rücklagen. Ab dem nächsten Jahr bin ich ganz offiziell wieder angestellt. Derzeit verrichte ich meine Arbeit gerne und von Herzen ehrenamtlich. Aber es wird für die Zukunft nicht nur für mich, sondern für viele Pastorenbrüder in ähnlich kleinen Gemeinden, die Frage bleiben: wie lange wird die Gemeinde die nötigen Finanzen aufbringen? Wir haben bis heute Gottes Durchhilfe auf vielfache und wunderbare Weise erfahren. Ich bin gewiß, das werden wir auch in Zukunft! Aber nicht nur jetzt für die Gegenwart, sondern noch viel mehr für die Zukunft, wird wichtig sein, daß bibeltreue Geschwister mit ihren Spenden und ihrer Mitarbeit konsequent nur bibeltreue Verkündigung und Gemeindearbeit unterstützen. Ich rede sonst ungern vom Geld. In dieser Beziehung bin ich ganz von Hudson Taylor geprägt, der nach dem Grundsatz lebte: wir bringen unsere Anliegen und Nöte vor den Herrn und nicht vor Menschen und hoffen allein auf seine Hilfe. Aber im Zusammenhang einer klaren Antwort auf die Frage „Was ist zu tun?“, will ich trotzdem einmal ganz offen darüber reden und auf diese Notwendigkeit hinweisen. Wir „Bibeltreuen“ dürfen uns und unsere Kräfte und Gaben nicht verzetteln und geradezu atomisieren, wie das seit Jahren immer mehr geschieht. Wir müssen sie vielmehr in bibeltreuen Gemeinden bündeln, damit diese Gemeinden zu Zentren bibeltreuer Verkündigung und bibeltreuen Lebens mit einer weiten Ausstrahlung werden.
– Da aber ein regelmäßiger Gottesdienst und die Gemeinschaft am Leib Christi unverzichtbar sind, sollten Geschwister, die sich als Fernmitglieder einer Gemeinde anschließen, versuchen, wenigstens ein paar andere bibeltreue Geschwister in der Nähe zu finden und mit diesen Hausgottesdienste zu feiern. Wir bieten auf unserer Homepage dazu auf der entsprechenden Seite Hilfen an. Dort sind Vorschläge für Lieder und Lesungen angegeben. Wer niemand hat, der die Predigt vorbereiten kann, kann sich die entsprechende Predigt von unserer Homepage oder natürlich auch woanders runterladen und gemeinsam anhören. Wer am ganzen Gottesdienst aus der Ferne teilnehmen möchte, kann sich von unserem Webmaster die Zugangsdaten für den Mitgliederbereich geben lassen. Dort ist der ganze Gottesdienst mit Liedern und Lesungen als Hördatei eingestellt. Interessierte können sich dazu auch gerne an mich wenden. Vermutlich gibt es ähnliche Hilfen und Angebote auch von anderen bibeltreuen Gemeinden.

Das scheint mir in aller Kürze das Wichtigste, das konsequent umzusetzen ist. Ich weise durchaus auch immer wieder auf Mißstände hin. Aber das bringt in der Regel nichts. Diejenigen, die auf falschen Wegen sind, sind in der Regel bewußt und unbußfertig auf diesen Wegen. Sie ein- oder zweimal hingewiesen zu haben, reicht. Die übrige Kraft müssen wir konstruktiv in der Verkündigung, Seelsorge und im Bau bibeltreuer Gemeinden einsetzen.

Ich hoffe, lieber Bruder …, meine Ausführungen helfen Ihnen etwas weiter. Meine Bitte und mein Anliegen geht natürlich darüberhinaus, daß auch alle, die diese Antwort sonst noch erhalten, diese Anregungen bedenken und in ihren Kreisen weiterempfehlen.

Mit herzlichen und brüderlichen Grüßen
Jakob Tscharntke

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